Raubritter Gastro?

Ein “Räuberteller” beschäftigt seit Tagen das Netz. Ein Kärntner Wörthersee-Gastronom kassiert für einen zusätzlichen leeren Teller acht Euro. Einzelfall oder verkommt Österreichs Gastronomie immer mehr zu einer “Räuberbranche”? Zur Einleitung eine kürzlich selbst erlebte Erfahrung “kreativer Preisgestaltung” im Wiener „Lenas Donau Hotel” in Wien.

Für ein feines Wochenende wurde über booking.com ein Hotelzimmer gebucht. 73 Euro für ein Einzelzimmer erschienen nicht teuer, immerhin war das mit 16 Euro ausgepreiste und hervorragende Frühstück bereits miteingerechnet. Auch über die Lage kann sich niemand beschweren, immerhin direkt neben der Alten Donau und nur wenige Minuten von der U-Bahn-Station entfernt. 

Um 13 Uhr angekommen, meinte der Rezeptionist, dass er nachschauen müsse, ob das Zimmer bereits bezugsfertig sei. Nach kurzem Blick auf den PC kam ein Ja und die Frage nach dem Einchecken: “Selbstverständlich, warum bestellt man sich sonst ein Zimmer?“ Nach den Formalitäten und nachdem der Meldezettel unterschrieben war, kam die Überraschung: Obwohl das Zimmer bereits bezahlt war, wurden nochmals 25 Euro in Rechnung gestellt. Auf die Nachfrage nach dem Warum kam die lapidare Antwort, dass dies die übliche Checkin-Pauschale des Hotels sei.

Erst auf der Rechnung wurde ersichtlich, dass es sich eigentlich um eine Pauschale für vorzeitiges Einchecken handelt. Ein Nepp, ein doppelter und dreifacher sogar, denn würde diese Info wie Frühstückspreis und Parkplatzgebühr im Netz ersichtlich sein, könnten sich die Gäste darauf einstellen. Ebenso wenn´s deutlich bei der Rezeption angeschlagen wäre, oder die Rezeption vollständige Auskunft darüber gibt. Aber die Info war erst im Aufzug, also nach dem Einchecken zu finden. Da erfährt man dann auch, dass für das Auschecken nach 11 Uhr ebenfalls eine Pauschale, aber nur 10 Euro fällig ist.

Die Auscheck-Pauschale ist verständlich. Immerhin gerät durch die verspätete Zimmerfreigabe Betriebsablauf und  Housekeeping unter Druck, damit rechtzeitig vor 15 Uhr das Zimmer wieder für neue Gäste sauber ist. Die um 150 Prozent teuere Check-In-Pauschale ist dagegen ein Abcashen für eine Null-Leistung. Denn vorzeitiges Einchecken war nicht bestellt, und das Zimmer wurde ja nur überlassen, weil es im normal abgelaufenen Betrieb bereits wieder zur Verfügung stand. Der etwas vorzeitige Bezug verursacht absolut keine zusätzlichen Kosten für die Hotelbetreiber:innen. 

Wer fühlt sich dabei nicht im modernen Raubrittertum? Und es sind keine Einzelfälle schwarzer Schafe mehr.  Erinnern wir uns doch an die bereits jahrelange Diskussion über “Ein Glas Leitungswasser – Dienst an der Kund:in oder kostenpflichtig”. Die Arbeiterkammer Wien hat dazu kürzlich 30 Kaffeehäuser, Restaurants und Wirtshäuser in Wien getestet und nur in drei Lokalen war das Wasser gratis. In den restlichen 90 Prozent der Lokale wurden bis zu 3,60 Euro für einen halben Liter Wasser verrechnet.  Laut Arbeiterkammer steht das zu keiner Relation zu den Kosten, da Leitungswasser 1,80 Euro, aber 1.000 Liter kostet.  

Im europäischen Umfeld gibt es ebenfalls diverse Beispiele kreativer Gästeverärgerungen. Zum Beispiel in einem Züricher Ausflugslokal ein 10-Franken-Zuschlag für einen Tisch mit Seeblick oder in Oberägeri für einen Dessert-Zusatzteller. Dort werden dann auch ganz schlaue, die sich die Kosten für ein weiteres Tellerchen sparen wollen und nur einen zweiten Dessertlöffel ordern ebenfalls extra zur Kasse gebeten. Besonders Grotesk ist eine Wirtin am Comersee, sie verlangte sogar fürs Teilen eines Sandwiches extra und auf Malle werden sogar Eiswürfel pro Stück in Rechnung gestellt. 

Einmal abgesehen von der enormen Teuerungswelle der letzten Jahre,  wundert es da, dass die Konsumfreudigkeit für Logis, Speis´ und Trank rückläufig ist?

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