Pensionist:innenstreik?

Foto; Marco Verch (CC-BY 2.0)

Krankenversicherung-Beitragserhöhung, Krankentransport-Selbstbehalte, E-Card-Gebühr oder die Reduzierung des Kalten-Progressions-Ausgleichs sind nur einige Dinge, die heuer schon die Einkommen der Pensionist:innen schmälern. Es scheint aber, dass der Raubzug noch nicht beendet ist.

Der sogenannte Gemeindebund hat vorgeschlagen, den 13. und 14. Pensionsbezug von Heimbewohnern für die Finanzierung der Pflegekosten heranzuziehen und die NEOS und die Industriellenvereinigung (IV) verlangen, dass die Pensionsanpassung nicht den Inflationsverlust abdeckt. 

Statt 2,7 Prozent sollen nur 2.2 Prozent vergütet werden: Anders gesagt, die Kaufkraft der Pensionen soll um ein halbes Prozent verringert werden. Nicht wenig, denn die Kürzung ist, selbst wenn sie nur einmalig ist, nicht nur 2026 wirksam, sondern setzt sich von Jahr zu Jahr zinseszinsartig fort.  Auf diesen Raubzug des pinken Regierungszwergs springt jetzt die ÖVP auf. Der schwarze Bundeskanzler verlangt sogar ein Minus von 0,7 Prozent – für die NEOS  kein Problem, Hauptsache es wird gekürzt!

Aber auch der “rote Teil” der Koalition schwört sich auf den Pensionist:innen-Nepp ein. Auch Vizekanzler  Babler steht dazu, die Inflationsabgeltung nicht zur Gänze zu verteilen. Er verlangt zwar eine „soziale Staffelung“. ABER MINUS BLEIBT MINUS!

Vorbild Frauenstreik Island?

Am 24. Oktober 1975 legten 90 Prozent der Frauen in Island ihre Arbeit nieder. Sie versammelten sich, demonstrierten und streikten und legten das ganze Land lahm: In ganz Island wurden die Betten nicht gemacht, das Geschirr nicht gespült, das Telefonsystem fiel aus, die Zeitungen erschienen nicht, die Theater waren geschlossen, die nationalen Fluggesellschaften sagten Flüge ab und die meisten Schulen waren geschlossen. Und sie hatten Erfolg, in den darauffolgenden Jahren wurden zahlreiche neue Gesetze gegen häusliche Gewalt und für gerechtere Löhne verabschiedet und  immer mehr Frauen zogen ins Parlament ein. 

Was hat das mit unseren Pensionen zu tun? Denken wir mal durch, was ein Pensionist:innen-Streik bedeuten würde. Auch hier würde bei zahlreicher Streikbereitschaft der älteren Generation das gesellschaftliche Leben zusammenbrechen. Pensionist:innen arbeiten zwar nicht in Betrieben, allerdings in der Hängematte verbringen sie ihre Zeit auch nicht. Viele engagieren sich mit ehrenamtlicher Arbeit in Organisationen und Vereinen, in Kultur, Umwelt oder der Daseinsvorsorge. 

Der materielle Wert der ehrenamtlichen Arbeit in Österreich wird auf rund zehn Milliarden Euro jährlich geschätzt, was eine enorme Wertschöpfung für das Land bedeutet. Auch wenn dieser Einsatz nicht direkt bezahlt wird, ist er für die Gesellschaft von unbezahlbarem Wert, da er das soziale Gefüge stärkt und das Gemeinwohl fördert. Zusätzlich hätten zahlreiche Firmen ein Riesenproblem, weil zahlreiche Beschäftigte ihren Dienst nicht antreten können, weil Oma und Opa bei der Kinderbetreuung fehlen.

Der Ausspruch „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ stammt von Bertolt Brecht und bedeutet, dass man eine Herausforderung oder ein Ziel aktiv angehen muss, um überhaupt die Chance auf einen Erfolg zu haben, da Nichtstun automatisch zum Scheitern führt – das gilt auch für uns Pensionist:innen!

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2 Kommentare

  1. Ich wäre für einen Generalstreik in Österreich, man hört viel zu wenig von der AK und Gewerkschaft. Fast 46 Jahre durchgarbeitet ohne von soziale Beiträge konsumiert zu haben und jetzt wird die Pension immer weniger. Die kleinen Pensionen sollte man durchforsten warum, Frauen mit Kinder und die die gearbeitet haben sollen auch mehr bekommen, die die nicht arbeiten gehen wollten sollen auch bei wenig Pension weniger bekommen. Sozial ja, aber nicht auf den Rücken derer die einen Wochendurchschnitt von 43 Stunden hatte. Hier geht es um das Prinzip!!! Auch alle die nichts im System einzahlen, sollen ohne Leistung nichts bekommen, es gibt genug Arbeit. Alles weitere lass ich jetzt, könnte genug schreiben, was falsch läuft. Arbeit wird ausgebeutet, Faulheit belohnt. Sehr traurig

    • Liebe Brigitte, die Trennlinie die uns bewegen soll ist nicht fleißig und faul, sondern reich und arm. Während immer mehr Menschen nicht mehr wissen wie sie ihr Leben bestreiten soll, baden die Mateschitz, die Swarovski oder die Porsche-Piechs in ihren oft geerbten steuerbefreiten Geldbunkern. Empfindliche Erbschafts- und Vermögensteuern machen sie noch lange nicht arm, aber unser Sozialsystem armutsfest. Aber solange wir uns gegenseitig die Augen auskratzen, bleibt ihr schier unvorstellbarer Reichtum unangetastet.

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