Arbeitszeitverkürzung ist wieder in. Eine solche, konkret mit 32-Wochenstunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich, war Andi Bablers Kernforderung bei seinem Doskozil-Duell um den SPÖ-Vorsitz. Es sei die „Uridee“ der Sozialdemokratie, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, und es brauche ein Recht auf mehr Freizeit und Regeneration, trommelte tagein und tagaus bei seiner engagierten Österreich-Wahlkampftour.
Sein heroischer Einsatz für eine kürzere Arbeitszeit erntete nicht nur Lob, sondern auch Hohn und Spott: Von der ÖVP, der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung, aber auch SPÖ-intern. Sein Kontrahent aus dem Burgenland meinte etwa, dass Menschen, die wenig verdienen sich nicht über kürzere Arbeitszeiten freuen würden und es werde ihnen dann nur ausgerichtet, dass sie mehr Zeit zum Pfuschen haben.
Der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Das klamaukartige Wahlergebnis bestätigte den Traiskirchner Bürgermeister knapp als neuen SP-Chef. Ist damit endlich der Weg zu kürzeren Arbeitszeiten bei Lohn- und Personalausgleich geebnet?
Leider Nein, denn im Wahlkampf zelebrierte Kernforderungen werden nach der Wahl geschliffen und geschliffen bis sie den “politischen Sachzwängen” angepasst sind. So jetzt auch Andis Arbeitszeitverkürzung-Idee in der Sozialdemokratie. Der neue Partei-Chef jetzt im ORF Teletext zu seinem Lieblingsthema: “Arbeitszeitverkürzung bleibt Ziel, diese soll aber in Stufen erfolgen und wird einige Jahre brauchen!”
Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist in der Arbeiter:innenbewegung ein profanes Mittel um gestiegenen Leistungsdruck am Arbeitsplatz und die daraus erzielten Produktivitätsgewinne auszugleichen – die Geschichte zeigt aber, dass das nur gelingt, wenn die Verkürzungsschritte radikal und deutlich spürbar sind.
Lieber Andi, sind sie aber nur marginal, klein und zögerlich, führen sie zum Gegenteil, zu noch höherer Arbeitsverdichtung. Deine im SPÖ-Wahlkampf geforderten längeren Regenerationszeiten und verbesserten Lebensbedingungen verpuffen sich dadurch.
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