In Tirol wurden gerade die Apotheken-Covidtests abgeschafft. Nur, gerade ältere Menschen haben sich in der Vergangenheit gerade für diese entschieden. Sie sahen sich mit dem Online-Procedere bei den Gurgeltests einfach überfordert. Der verpflichtende Test-Weg über das Netz wird so für sie eine zusätzliche Barriere.
Solch Online-Barrieren gibt es mehrere. Denn seit Coronakrise wurden defacto fast alle Amts- und Behördenwege elektronisiert. Bei einem Terminwunsch hört man nur mehr „das betreffende Formular finden sie auf unserer Homepage, runterladen, ausfüllen und per Email übermitteln, bzw. online ausfüllen und absenden“.
Es ist vermessen, anzunehmen, dass jede*r ein Smartphon, einen Computerzugang oder einen Drucker besitzt, noch vermessener ist es aber, anzunehmen, dass jede*r damit auch problemlos umgehen kann. selbst wenn das der Fall ist, bringt schon das Ausfüllen solcher Formulare viele zur Verzweiflung. Denn durch die Online-Abwicklung fehlt bei Verständnisfragen die direkte Ansprechpartner*in zur Unterstützung. Noch schwieriger tun sich bei dem Online-Amts-Hype Menschen mit mangelnden Deutsch- und Sprachkenntnissen.
Auch bei der Arbeitsuche lauern ähnliche Fallen. Es gibt fast kein Inserat oder AMS-Vermittlungsangebot mehr, indem die Bewerbungsunterlagen nicht per Email verlangt werden und neben Bewerbungs-, Motivationsschreiben und Lebenslauf, gleich auch alle Arbeitszeugnisse und Ausbildungszertifikate beigefügt sein sollen. Nur was tun, wenn man keinen Scanner besitzt – früher konnte man dies beim AMS problemlos erledigen lassen. Seit Corona gibt’s aber ohne Termin nur schwerlich Eintritt in die Hallen der Arbeitsvermittlung.
Zusammenfassend, während bei jeder Gelegenheit berechtigt Barrierefreiheit eingefordert wird, wurden bei den Behörden- und Amtswegen für viel neue Barrieren geschaffen. Bleibt offen: Absichtlich, damit „ein Teil des Pöbels“ verzweifelt aufgibt und auf ihre Anliegen verzichtet?
(Kommentar für die GLB-Zeitschrift „Die Arbeit“ Nr. 2/2022)
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