Mit oder ohne Lohnausgleich?

“Die Debatte um die 32-Stunden-Woche hat an Fahrt gewonnen. Vergleicht man die tatsächlich gearbeiteten Stunden in Europa, reiht sich Österreich bei der durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitszeit aufgrund der boomenden Teilzeit am unteren Ende ein. Es ist legitim, mehr Freizeit zu wollen, das geht aber nur durch den Verzicht auf Geld“,

so die neoliberale Denkfabrik Agenda Austria.

“Zu behaupten, dass kürzere Arbeitszeiten in Österreich längst Realität seien, ist ein Schlag ins Gesicht aller Frauen, die Teilzeit arbeiten, und zwar weil sie wegen fehlender Kinderbetreuungseinrichtung, Care-Arbeit oder fehlenden Vollzeitarbeitsplatz müssen, nicht weil sie wollen”,

kontert der ÖGB.

Es stimmt, laut Statistik Austria liegt das österreichische Pro-Kopf-Gesamtarbeitsvolumen bei 29,5 Wochenstunden – nur eben sehr ungleich verteilt: Viele – vorwiegend Frauen – müssen aufgrund von Teilzeit auf Lohn oder Gehaltsanteile verzichten, andere – hier vorwiegend Männer – haben aufgrund ihres Fulltime-Jobs ein hundertprozentiges oder durch Überstunden ein mehr als hundertprozentiges Einkommen. 

“Schon jetzt herrscht Arbeitskräftemangel, eine verkürzte Normalarbeitszeit würde das verschärfen” will uns die Wirtschaft weismachen. Eine Neuverteilung der Arbeit und eine gesetzliche Normalarbeitszeit von 30-Stundenwochen ändert aber real noch nichts an der derzeitigen Gesamtzahl aller Beschäftigungsverhältnisse. Und wenn es einen akuten Arbeitskräftemangel gibt, warum werden noch immer soviele zur Teilzeitarbeit genötigt? 

Und der Lohnausgleich? Aus den verschiedensten Modellversuchen ist bekannt, dass eine radikale Verkürzung der Wochenarbeitszeit nicht nur für eine ausgeglichenere Work-Life-Balance sorgt, sondern sich auch positiv auf Wohlbefinden und Gesundheit der Beschäftigten auswirkt. Der Lohnausgleich finanziert sich durch den Wegfall teurer Krankenstandstage und Überstundenzuschläge. Zusätzlich bringt die verbesserte Einkommenssituation der „neuen Vollzeitkräfte“ einen enormen Kaufkraftschub. 

Bleibt die Frage, warum sich mit der Verkürzung der Arbeitszeit auf 38, 37 oder 35 Stunden die Woche herumquälen, wenn rein rechnerisch die 30-Stundenwoche bereits Normalzustand ist. Es bedarf der Konzentration auf eine gerechte Verteilung der Arbeit, die Dreißig und den vollen Lohnausgleich.

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