Von „Alles richtig gemacht“ zu einem kranken Tirol

Wer erinnert sich nicht an  das legendäre Zitat des Tiroler Alt-Gesundheitsrates Bernhard Tilg beim Wolf-Interview bezüglich des Managements des Landes rund um den Corona-Ausbruch in Ischgl.

Der Tilg-Sager „Alles richtig gemacht!“ gilt aber nicht nur für Corona und Ischgl. Die gesundheitspolitischen Fauxpas setzten sich fort: Ein Beispiel, der ohne Ausschreibung vergebe Test-Bus-Auftrag an die HG-Pharma. Zur Erinnerung: Penibel genau sicherte sich das Unternehmen Million um Million Euro aus dem Deal, weniger genau waren ihre Ergebnisse bei den Tests. Übrigens, der Firmenchef stand auch anderweitig im Kreuzfeuer der Staatsanwaltschaft…

„Alles richtig gemacht!“, das gilt in Tirol aber nicht nur beim Corona-Management. Im Gesundheitsbereich brennt generell der Hut:

  • Der Betriebsrat des Roten Kreuzes beklagt, dass der Versorgungsauftrag der Rettungsorganisationen nicht mehr gewährleistet ist. Es fehlt an Rettungsfahrzeugen, es fehlt an Personal und die Arbeitsbedingungen für die vorhandenen Mitarbeiter*innen werden immer unzumutbarer. Um den Betrieb noch aufrecht zu erhalten, muss selbst auf die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten „verzichtet“ werden.
  • In der Innsbrucker Klinik ist die Lage ebenfalls prekär. Hier kommt der Hilfeschrei vom Klinikchef der Inneren Medizin. Aufgrund des herrschenden Personalmangels müssen dringend notwendige Betten gesperrt werden. Es werden bereits Patient*innen vorzeitig entlassen oder gar abgewiesen.
  • Nicht besser steht es um Tirols Versorgungssituation psychisch kranker Menschen, insbesondere Kinder und Jugendlichen. Es fehlt an Plätzen, an Pflege- und Betreuungspersonal und vor allem an Ärzt*innen. Ständig muss an Notfallplänen zur Aufrechterhaltung des täglichen Betriebs „gebastelt“ werden. Ein abschreckendes Beispiel der Folgen dieses „Alles richtig gemacht- Wahnsinns“: Eine 16-Jährige findet nach ewig langer Wartezeit endlich Aufnahme. Allerdings nicht wie anzunehmen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, sondern ohne suchtkrank zu sein auf der Suchtstation.

Die Liste der Tiroler Gesundheits-„Alles richtig gemacht“-Versagen kann schier endlos fortgesetzt werden. Personalnot in den Alten- und Seniorenwohnheimen, in den Behinderteneinrichtungen, bei der mobilen Krankenpflege, fehlende Kassenärzt*innen usw. Der herrschenden Tiroler Politik geht´s nur am Arsch vorbei. Statt sich endlich der verheerenden Gesundheitsversorgung anzunehmen, setzen sie lieber auf Neuwahl.

Die ÖVP wünscht sich eine Wahlkampfkostenobergrenze von 1,5 Millionen Euro pro Partei. Zum Vergleich, dafür bekäme man pro Partei acht Rettungsautos oder zehn Ärzt*innen-Jahresstellen oder könnte zusätzlich etliches Pflegepersonal ausbilden. Aber das ist eine ganz andere Geschichte…

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